Das Mütterzentrum Bergedorf e. V. wurde 1987 von einer kleinen Gruppe Frauen als eingetragener gemeinnütziger Verein gegründet, denn obwohl Bergedorf zu den kinderreichsten Stadtteilen Hamburgs gehört, gab es kaum Angebote für Familien. So bestand und besteht immer noch ein großer Bedarf, eine Begegnungsstätte für Mütter und Kinder zu schaffen. Bundesweit existieren über 400 weitere Mütterzentren, die alle nach dem Laien-mit-Laien-Prinzip organisiert sind.
In den meisten Familien geben immer noch die Frauen ihre Berufstätigkeit zugunsten der Kindererziehung auf und wenn dann ein Umzug in eine größere Wohnung die Familie aus dem sozialen Umfeld reißt, bedeutet das für die Mütter oft häusliche Isolation. Im Bergedorfer Mütterzentrum werden soziale Kontakte wiederhergestellt, Freundschaften geschlossen und ein Betätigungsfeld geschaffen, wo Frauen „außer Haus“ mit ihren Kindern aktiv werden können und ihre Arbeit anerkannt wird. Aber auch Väter, die z.B. in den letzten Jahren immer öfter ihre “Vätermonate” in Anspruch nehmen, sind gern gesehene Besucher.
In Bergedorf war es für unsere Mütterzentrumsinitiative anfangs nicht einfach, geeignete und mietfreie Räume zu finden. Wir konnten schließlich den ersten Treffpunkt in zwei kleinen Räumen (mit Küche) unter dem Dach eines Jugendzentrums einrichten. Dort waren zwar tagsüber die Räume frei verfügbar, doch kollidierten in der sonstigen Benutzung ständig die Interessen von unseren Müttern mit denen der anderen Nutzergruppen, die zum größten Teil aus Jugendlichen bestanden (z.B. gab es in punkto Sauberkeit sehr gegensätzliche Auffassungen). Auch hatten „neue“ Frauen Schwierigkeiten den Müttertreffpunkt zu finden, da wir zum einen nicht in einem Jugendzentrum vermutet wurden und zum anderen die Treppen zum Dachgeschoss eine große Hemmschwelle darstellten.
Da wir aus dem Bergedorfer Bezirksamt nur geringe finanzielle Unterstützung bekommen haben, waren wir froh, dass wir gemeinsam mit den anderen Hamburger Mütterzentrumsinitiativen 1989 Verhandlungen mit dem Amt für Jugend in der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung über finanzielle Unterstützung führen konnten. Ab Januar 1991 konnten wir über eine Zuwendung für die Betriebs- und Sachkosten des Vereins verfügen. Die Aussicht auf öffentliche Förderung ermutigte uns, Mitte 1990, kostengünstig eigene Räume im Ludwig-Rosenberg-Ring anzumieten.
Diese eigenen Räume waren zwar eine wesentliche Verbesserung für uns, doch für die Umsetzung eines Mütterzentrums mit gleichzeitigem Kursangebot, offenem Café und einer Kinderbetreuung zu klein. In nur zwei miteinander verbundenen Räumen auf knapp 35 m² (zusätzlich mit Küche, Toiletten und Abstellräumen), war es uns nur möglich, Kurse und Café getrennt zu verschiedenen Zeiten anzubieten. Die Lage der Räume war für „neue“ Frauen auch nicht sehr ansprechend, da sie, mitten in einem Wohnblock gelegen, nicht leicht zu finden waren. Trotz Zeitungsartikeln, Infoständen und der Auslage unserer Faltblätter bei Kinderärzten etc. war unser Zulauf begrenzt.
Gemeinsam mit den Bergedorfer Einrichtungen Pro Familia und Zornrot, den Initiatorinnen des Stadtteil- und Kulturzentrum „LOLA“ und engagierten Politikern haben wir uns deshalb bei den zuständigen Stellen im Bezirksamt Bergedorf und der Stadt Hamburg um die Anmietung eines Hauses, einer ehemaligen Polizeiwache, bemüht. Dieses Haus wäre dann gemeinsam von Zornrot, Pro Familia und dem Mütterzentrum genutzt worden, in direkter Nachbarschaft zum Stadtteil- und Kulturzentrum. Es gab auch schon Pläne, bestimmte Räume z.B. Veranstaltungs- und Seminarräume oder die Büroeinrichtung gemeinsam zu nutzen. Die Verwirklichung dieses Frauenprojektes in Bergdorf scheiterte leider an der Vergabe des Mietvertrages, den dann eine Suchtberatungsstelle bekommen hat.
Die während unserer Verhandlungen um das Haus erteilte Zusage der finanziellen Aufstockung unseres Haushaltstitels beim Amt für Jugend ermöglichte es uns, größere Räume zu suchen, die wir im Sommer 1992 im Reetwerder gefunden haben. Die Lage ist relativ zentral in Bergedorf, d.h. mit Bus und Bahn oder zu Fuß gut zu erreichen. Der Reetwerder ist eine kleine verkehrsberuhigte Nebenstrasse und unsere Ladenräume liegen direkt einer Praxisgemeinschaft und gegenüber einem Café, d.h. jetzt kommen auch öfter zufällig Eltern ins Mütterzentrum bzw. dort vorbei.
Den 30 m² großen, von außen einsehbaren Ladenraum haben wir als gemütliches Café eingerichtet. Außerdem haben wir einen knapp 20 m² großen Seminarraum, ein fast 10m² großes Büro und 30 m² für unseren Kinderbetreuungsraum zur Verfügung (und natürlich Toiletten und eine kleine Küchenecke). Dort können wir endlich ein Angebot bieten, das besonders den Bedürfnissen von Müttern – und dem Wandel der Zeit entsprechend auch Vätern ! – mit kleinen Kindern gerecht wird.
Unser aktuelles Angebot sieht wie folgt aus:
- offener Cafétreff (z. Zt. dreimal wöchentlich)
- Spiel- und Krabbelgruppen
- Gesprächskreise
- wechselndes Kursangebot
Außerdem stellen wir nach Absprache unsere Räume Selbsthilfegruppen zur Verfügung.